Die Herkunft vom Edelkrebs

Der Edelkrebs hat die Eiszeiten vermutlich in Südeuropa überdauert. Nach dem Rückzug des Inlandeises wurde Zentral- und Nordeuropa wiederbesiedelt. Die gemeinhin bekannten genetischen Hot Spots der Art liegen daher überwiegend auf dem Balkan, in Rumänien und Bulgarien. In Deutschland sind jedoch weiterhin genetisch unterschiedliche Strukturen vorhanden. Während die häufigste genetische Variante, der Haplotyp H01, in Deutschland und weiten Teilen Europas vorherrscht, zeigen Edelkrebse aus Schleswig-Holstein einzigartige genetische Ausprägungen, die bisher weder weiter südlich noch weiter nördlich nachgewiesen wurden. Diese Haplotypen wurden H09, H10 und H24 genannt. Damit tragen die Edelkrebse in Schleswig-Holstein die größte genetische Vielfalt in Deutschland, vergleichbar mit der in den eiszeitlichen Rückzugsgebieten der Art in Südosteuropa. Der Ursprung dieser Haplotypen kann nicht durch Einwanderung erklärt werden, da auch in z.B. Finnland ausschließlich der in Deutschland verbreitete Haplotyp H01 vorkommt. Ein Überdauern der Edelkrebse mit diesen Haplotypen in Norddeutschland während des Weichselglazials ist eine Möglichkeit für deren genetische Differenzierung. Ein solches Überdauern wird auch bei weiteren limnischen Arten vermutet. Diese „Andersartigkeit“ zeichnet die Flusskrebse in Schleswig-Holstein aus und sie allein rechtfertig ihre besondere Schutzwürdigkeit.

Zudem weisen neueste Untersuchungen darauf hin, dass Populationen europäischer Flusskrebse mit einer hohen Anzahl an Haplotypen eher eine Resistenz gegenüber der Krebspest aufweisen. Diese pilzartige Erkrankung ist im Wesentlichen für das Verschwinden der europäischen Flusskrebse verantwortlich und auch aktuell verhindert die Präsenz des Erregers in offenen Gewässern eine Wiederansiedlung von Edelkrebsen. Resistente Populationen des Edelkrebses könnten dort dennoch erfolgreich angesiedelt werden.

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